Klassische Homöopathie

Die klassische Homöopathie ist eine ganzheitliche Therapie und berücksichtigt alle Ebenen des Seins: Den Körper, den Geist und die Seele.

Davon ausgehend, dass eine Erkrankung nicht nur bestimmte Organe oder Körperstrukturen, sondern das ganze Individuum erfasst, richtet sich die klassische Homöopathie nicht gegen bestimmte Krankheiten; sie unterstützt vielmehr die in jedem Lebewesen natürlich vorhandenen Heilungskräfte dabei, sich dem Zustand der Gesundheit soweit wie möglich wieder anzunähern.

Gesundheit ist nach dem Verständnis von Georgos Vithoulkas, einem der bedeutendsten Klassischen Homöopathen der Gegenwart, nicht nur die Abwesenheit von Krankheit.
Seine Definition von Gesundheit umfasst alle oben genannten Ebenen des Seins.
Für die körperliche Ebene bedeutet dies: Freiheit von Unwohlsein und Schmerzen und den Zustand körperlichen Wohlbefindens.
Für die geistige Ebene bedeutet dies: Freiheit von falschen Zielsetzungen und die vollständige Orientierung an wahren Werten.
Für die seelische Ebene bedeutet dies: Freiheit von unkontrollierten Leidenschaften und den Zustand dynamischer Ausgeglichenheit und heiterer Gelassenheit.

Die klassische Homöopathie wurde von Samuel Hahnemann (1755-1843), einem deutschen Arzt, Apotheker und Chemiker aus seiner Unzufriedenheit mit den damals herrschenden medizinischen Behandlungsmethoden heraus entwickelt:
Es war üblich, Kranke zu behandeln, indem man ihnen z.B. gefährliche Gifte, wie Quecksilber und Arsen in so hohen Dosen einflößte, dass sie schließlich oft nicht an ihrer Krankheit, sondern an der Überdosierung des verabreichten Giftes starben.
Auf der Suche nach einer geeigneteren Heilmethode fand Hahnemann in einem Selbstversuch heraus, dass er, obwohl er gesund war, jedes Mal, wenn er Chinarinde, ein Arzneimittel gegen Malaria einnahm, für kurze Zeit Malaria-ähnliche Symptome bekam.

Er nannte diese Entdeckung „Homöopathie“. Das Wort setzt sich aus den griechischen Wörtern Homoion und Pathos zusammen, was so viel wie ähnliches Leiden bedeutet.
Bei zahlreichen weiteren Experimente mit Arzneien aus dem Pflanzen-, Tier- und Mineralreich, die Hahnemann und seine Studenten an sich selbst durchführten, den „Arzneimittelprüfungen“, zeigte sich dieses Phänomen erneut: Viele getestete Substanzen entwickelten ihr eigenes, spezifisches Symptomenmuster am gesunden Menschen („Arzneimittelbilder“).
Hahnemann stellte die These auf: „Was einen Gesunden krank macht, kann einen Kranken heilen“ und behandelte Patienten, die mit bestimmten Symptomen zu ihm kamen, mit der Substanz, die bei den vorangegangenen „Arzneimittelprüfungen“ das ähnlichste „Arzneimittelbild“ hervorgebracht hatte, wobei er die eigentlichen Krankheitssymptome nicht in den Vordergrund stellte, sondern in erster Linie andere Besonderheiten, wie z.B. veränderte Schlafgewohnheiten oder eine plötzlich aufgetretene Reizbarkeit, die dem Patienten an sich selbst oder seinen Begleitpersonen (im Zusammenhang mit der Krankheit) aufgefallen waren, bei der Mittelwahl berücksichtigte. Der Heilungserfolg mit dieser Behandlungsmethode war so groß, dass Hahnemann schließlich das „Ähnlichkeitsprinzip“, den ersten Leitsatz der Klassischen Homöopathie formulierte:

• „Simila similibus curentur“ – „Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt“

Der zweite Leitsatz der Klassischen Homöopathie ergab sich zwingend aus dem ersten:

• Die Prüfung der Arzneimittel muss am gesunden Menschen erfolgen…

denn wie sonst könnten bei Arzneimittelprüfungen die durch die Arzneimittel hervorgebrachten „Prüfungssymptome“ von echten Krankheitssymptomen unterschieden werden?

Um die Arzneien für die Patienten ungefährlicher zu machen, experimentierte Hahnemann mit der Zubereitung der Substanzen und fand heraus, dass sie durch ein spezielles, aus den drei Schritten Verreibung, Verdünnung und Verschüttelung bestehendes Verfahren, das er Potenzierung nannte, nicht nur verträglicher wurden, sondern sich ihre heilsame Wirkkraft mit jeder Potenzierungsstufe sogar steigern ließ.
Damit hatte er den dritten Leitsatz der Klassischen Homöopathie erkannt:

• Die Gabe eines einzelnen Arzneimittels muss in der kleinstmöglichen Dosierung erfolgen

Es ist einleuchtend, dass für die genaue Zuordnung der arzneilichen Wirkkraft ein Arzneimittel einzeln und nicht in Kombination mit anderen anzuwenden ist.

Aus dem großen Schatz der geprüften Arzneimittelbilder (mittlerweile sind es ein paar Tausend), die sich manchmal sehr ähnlich sind, sich aber nie ganz gleichen, gilt es, dasjenige herauszufinden, das für einen bestimmten Patienten zu einer bestimmten Zeit das passendste ist.
Das Verfahren gleicht nur auf den ersten Blick der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, erfordert aber, außer der Sorgfalt und Erfahrung des Therapeuten, die ehrliche Mitarbeit des Patienten und seine Bereitschaft, den eigenen Lebensweg offen darzulegen.

 

 


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